Reiseberichte

Unterwegs in den Mangrovensümpfen von Krabi

Text Joachim Bulian. Fotos Joachim Bulian, Reiner Winkendick

Als mein Freund Reiner Winkendick mich 2013 hier in Thailand besuchte, nahmen wir uns unter anderem vor, die Mangrovensümpfe rund um Krabi zu erkunden. Krabi liegt an der Westküste Thailands in etwa gleicher Höhe wie die beliebte Ferieninsel Phuket.

Organisiert hatte die Tour ein Freund von mir, der in Krabi ansässig ist. Ausgangspunkt der meisten Touren und auch unserer, war der Anlegesteg am Pu-Dam-Pier von Krabi. Hier warten regelmäßig Thais mit ihren typischen Langbooten auf Touristen die sich die Mangrovensümpfe ansehen wollen. Das erste Abenteuer für alle, die solch eine Tour unternehmen wollen, ist der Einstieg von der Mole in das doch ziemlich schaukelnde Boot. Je nach Wasserstand muss man sogar noch ins Boot springen. Wir hatten einen Bootführer geordert, der mit mir und meinem in Krabi wohnenenden Freund Peter Schwirrat bereits mehrmals diese Tour gemacht hatte und daher wusste, wohin er uns fahren musste und was wir sehen wollten.

Vom Pier aus geht es zuerst einmal durch den breiten Hauptkanal vorbei an im Wasser schwimmenden Fischerhütten. Teilweise wird hier auch Fischzucht betrieben und man kann neben den Hütten im Wasser schwimmende Maschendrahtkäfige sehen, in den die Fische gehalten werden. Nicht weit weg vom Hafen befinden sich am Ufer auch etliche Restaurants, die sowohl frischen Fisch als auch typisches Thaiessen anbieten. Sollte man während seiner Bootstour einmal von einem Regenguss überrascht werden, dann empfiehlt es sich eines dieser Restaurants anzufahren und das Ende des Regens abzuwarten. Die Boote haben zwar teilweise ein Dach, bei einem richtig heftigen Regenschauer ist man aber trotzdem bis auf die Haut durchnässt. Außerdem bekommt man sehr nasse Füße, weil das Boot natürlich keinen Abfluss hat. Fast alle Restaurants halten in im Wasser hängenden Maschendrahtkäfigen auch noch irgendwelche raren oder kuriosen Fische, so dass es einem nicht langweilig wird. Wir hatten bei unserer Tour relativ Glück und nur ein kurzer Schauer beeinträchtigte unsere Fahrt. Die meisten Touristentouren fahren auch noch eine kleine Insel an, auf der in einer Höhle mehrere hundert Jahre alte Höhlenzeichnungen zu bestaunen sind. Da uns jedoch mehr die Tierwelt der Sümpfe interessierte, haben wir diesen Teil ausgespart. Einen Eindruck von der Tierwelt der Mangrovensümpfe bekommt man bereits, wenn man noch auf den Hauptkanälen ist In den Mangroven am Ufer turnen Horden von Affen herum; auf umgefallenen, im Wasser liegenden Baumstämmen spähen Reiher auf Beute und mit etwas Glück bekommt man einen sich sonnenden Bindenwaran (Varanus salvator macromaculatus) zu sehen. Relativ häufig sind auch Eisvögel und Fischadler, die man aber meistens nur aus größerer Distanz zu sehen bekommt. Wesentlich interessanter, zumindest für mich als herpetologisch interessiertem, sind jedoch die kleinen engen Kanäle. Hier hat man die Chance einige der Schlangen die die Sümpfe bewohnen zu Gesicht zu bekommen. Da unser Bootsführer das weiß, geht es also bereits nach kurzer Zeit in einen dieser kleinen Kanäle. Und hier beginnt für den Bootsführer wie auch uns die Arbeit. Hier gibt es abgebrochene Äste, die um weiterfahren zu können beseitigt werden müssen. Deshalb muss einer von uns permanent mit einer Axt am Bug des Bootes sitzen, um diese Hindernisse zu beseitigen. Teilweise muss das Boot auch mit einer langen Bambusstange manövriert werden um um Kurven oder über das Wasser hängende Äste zu kommen. Immer wieder passiert es aber auch, dass es  gar kein Weiterkommen gibt, weil der Kanal zu eng ist oder weil umgestürzte Bäume die Weiterfahrt verhindern. In den allermeisten Fällen ist der Kanal dann auch zu eng, um das Boot zu wenden und es bleibt nichts anderes übrig als das Boot mittels der Bambusstange mehrere hundert Meter rückwärts zu staken bis sich eine Wendemöglichkeit ergibt. Das allein ist schon spannend genug und würde so eine Tour rechtfertigen. In diesen engen Kanälen kommen aber auch die Mangrovenbambusottern (Trimeresurus purpureomaculatus) vor. Und das macht das Ganze noch spannender. Zumal es nicht so leicht ist die Tiere zu entdecken. Die Grundfarbe der Schlangen, ein helles Grau oder Braun zusammen mit dem übrigen Muster bietet eine perfekte Tarnung in den Mangroven. Wie schwer es ist, die Schlangen zu entdecken, demonstrieren die drei Fotos einer Schlange, die aus verschiedener Distanz aufgenommen wurden. Selbst unser Bootsführer, der sonst ein gutes Auge für Schlangen hat, hat schon einmal beim Beiseiteschieben eines Astes beinahe auf eine Otter gefasst. Das ist nun etwas, was man tunlichst vermeiden sollte. Stößt man an einen Ast oder eine Wurzel auf der die Schlangen liegen, so lassen sie sich zwar meistens ins Wasser fallen und tauchen dann ab, um etliche Meter entfernt wieder aufzutauchen und auf die nächste Mangrovenwurzel zu klettern, aber wenn man ihnen zu nahe kommt beißen sie vehement zu. Und ihre Reichweite ist beachtlich. Teilweise halten sie sich nur mit dem Schwanz an ihrer Unterlage fest, während der Rest des Körpers auf einen zuschnellt. Außerdem ist die Giftwirkung nicht zu unterschätzen, zumindest wenn es sich um ein ausgewachsenes Tier handelt Wenn man Glück hat und in der richtigen Jahreszeit und beim richtigen Wetter seine Tour unternimmt, kann man innerhalb einiger Stunden bis zu einem Dutzend dieser Ottern finden. Neben den Bambusottern sind die häufigsten Schlangen in den Mangrovensümpfen Netzpython (Broghammerus reticulatus) und Mangrovennachtbaumnattern (Boiga dendrophila melanota). Diese beiden Arten findet man jedoch mehr nördlich von Krabi im Mangrovennationalpark. Während die Trimeresurus sich überwiegen in einer Höhe von bis zu einem Meter über dem Wasser aufhalten, muß man bei der Such nach den Netzpythons und Mangrovennachtbaumnatter etwas mehr nach oben sehen. Beide Arten liegen tagsüber gewöhnlich etliche Meter über dem Wasser zusammengerollt auf Ästen oder Astgabeln. Auch sie lassen sich wie die Mangrovenbambusottern bei einer Störung ins Wasser fallen. Bei den Netzpythons handelt es sich fast ausschließlich um kleinere Exemplare bis zu einer Länge von 2 Metern. Größere Exemplare halten sich nach Informationen am Boden der Inseln in den Mangrovensümpfen auf. Hier sind sie vor jeglicher Nachstellung geschützt. Man kann diese Gebiete – besonders bei Ebbe – auch zu Fuß erkunden, allerdings kommt man wegen des Morastes und der Mangrovenwurzeln nur sehr sehr langsam vorwärts. Ich habe solche Erkundungen bei der Suche nach Orchideen bereits durchgeführt und muss sagen, dass man auf diesem Terrain gegen eine flüchtende Schlange keine Chance hat. Die Schlange kommt hier wesentlich schneller vorwärts als man selbst. Ein halbwegs vernünftiges Foto bekommt man nur hin, wenn man eine schlafende Schlange überrascht.

Nach vier Stunden Fahrt beenden wir unsere Erkundung der Mangrovensümpfe Krabis mit einer Fülle von Fotos und aufregenden Eindrücken.

Für alle die, die auch einmal solch eine Tour machen wollen, hier noch einige Hinweise.

Wo?

Touren durch die Mangroven werden um Krabi herum fast überall angeboten. Am einfachsten und preiswertesten ist es jedoch wenn man sich selbst zum Pu-Dam-Pier von Krabi begibt (am Pier steht eine große Skulptur einer schwarzen Krabbe) und dort mit einem der wartenden Bootseigentümer einen Preis aushandelt. Eine Tagestour kostet zwischen 1.000 und1.500 Baht, je nach Verhandlungsgeschick Das entspricht 25 bis 38 €. Wie lange die Tour dann dauert kann man selber entscheiden.

Wann?

Grundsätzlich kann man diese Touren das ganze Jahr über machen. Will man jedoch Tiere und hierbei auch Reptilien sehen, sollte man die Monate Januar bis April meiden. In dieser Zeit ist es zu heiß und zu trocken und die meisten Tiere verkriechen sich dann. Die beste Zeit für die Suche nach Schlangen sind die Monate September bis November, in denen zum Beispiel die Mangrovenbambusottern und Netzpythons  ihre Paarungszeit haben und dann viel unterwegs sind.

Ein anderes wann betrifft die Uhrzeit. Vor einer Tour sollte man feststellen, wann Hochwasser herrscht. Die Tour sollte man etwa zwei bis drei Stunden vor dem Wasserhöchststand beginnen. Nur dann ist gewährleistet, dass auch die kleineren Kanäle genügend Wasser führen, um mit dem Boot dort hineinzufahren.

Bekleidung

Da man in dem Boot nur sitzt – es sei denn man muss die überhängenden Äste abschlagen oder das Boot frei staken. benötigt man keine besondere Bekleidung. Da die Sonne jedoch auf dem Wasser eine besonders starke Wirkung hat, sollte man eine Kappe und gegebenenfalls Sonnencreme mitnehmen. Unternimmt man die Tour in der Regenzeit, also zwischen September und Ende November, ist eine Regenjacke sehr zu empfehlen. Da es aber auch schon zwischen Mai und August zu Regenfällen kommt, sollte man eigentlich immer einen entsprechenden Schutz mithaben.

Sonstiges

Wenn sie Probleme mit Mückenstichen habe empfiehlt es sich eine entsprechende Creme oder ein Spray mitzunehmen. Die Mücken kommen in den Sümpfen zwar nicht in Schwärmen vor, aber es gibt sie Auch sollten sie einige Flaschen Wasser mitnehmen. Selbst wenn man nur sitzt, verliert man unter der tropischen Sonne eine Menge Flüssigkeit.