Presseberichte

headLogotw – Thema Wirtschaft
Eine Zeitschrift der IHK Niederrhein
Ausgabe 04/2014
030 - Kopie 030
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reiner
9. November 2013 |Rheinische Post

Kamp-Lintfort

Pandas lieben Bambus vom Niederrhein

Kamp-Lintfort. Seitdem die Kosten für die Nahrung exotischer Tiere für europäische Zoos in die Höhe schnellen, züchtet Reiner Winkendick das Spezialfutter. In Holland wird neben Bambus bald auch Eukalyptus für die Koalas in Duisburg angebaut.

Zwischen 30 und 40 Kilogramm Bambus benötigt ein ausgewachsener Pandabär jeden Tag – sehr zur Freude von Reiner und Stephanie Winkendick. Denn die beiden Kamp-Lintforter lassen Bambus im niederländischen Asten, 20 Kilometer westlich von Venlo, anbauen. Mit dem fertigen Produkt beliefern sie Zoos in ganz Europa, zum Beispiel Berlin, Wien oder Edinburgh. Dort wird der Bambus an die weiß-schwarzen Bären verfüttert, die vom Aussterben bedroht sind. „Der Anbau von Bambus ist schwieriger, als sich das viele vorstellen, obwohl er in gemäßigten Zonen gut gedeiht“, sagt Reiner Winkendick. Denn er müsse als Futter absolut frei von Schadstoffen und Insektiziden sein. Zudem brauchen die Pandas bei der Nahrung viel Abwechselung, weshalb Winkendick acht verschiedene Sorten anbaut. „Die Aufträge, welche Mischungen die Zoos in der kommenden Woche benötigen, geben sie uns jeden Donnerstag durch.“

Die strengen Regeln hängen damit zusammen, dass die Pandas nicht den Zoos gehören, sondern für eine Million Dollar pro Jahr aus der Volksrepublik China angemietet werden. Einmal im Jahr prüft daher eine chinesische Delegationen in den Gehegen, ob Futter, Pflege und Gehege den hohen Ansprüchen entsprechen. Schließlich gibt es nur rund 200 Pandas weltweit, die noch in der freien Natur leben.

Auf 40 000 Quadratmetern Plantage in Asten bauen drei Mitarbeiter Bambus an. Es ist ein deutsch-niederländisches Kooperationsunternehmen, an dem die Winkendick GmbH beteiligt ist. „Diese Fläche reicht für vier Pandabären, da jeder einzelne rund 10 000 Quadratmeter Anbaufläche braucht“, sagt Winkendick. Geerntet werden kann allerdings nur einmal im Jahr.

Durch Zufall war der 53-Jährige auf die Idee gekommen, Futterbambus anzubauen. „Der Berliner Zoo hatte Bambus aus Südfrankreich geliefert bekommen, um seinen Bären Bao Bao zu füttern“, berichtet der Diplom-Ingenieur. „Dann verdoppelte sich der Preis. Ich wurde vom Berliner Zoo angesprochen, ob ich nicht Bambus günstiger liefern könne, da ich bereits tropische Pflanzen für den Berliner Zoo geliefert hatte.“ 2007 fing er damit an. Kurz darauf kam der Wiener Zoo dazu und Ende 2011 der in Edinburgh.

Mit Kühllastwagen lässt das Unternehmen das gelbe Holz mit den schmalen Blättern wöchentlich durch Europa transportieren. „Die Pandas sind absolute Feinschmecker“, sagt Reiner Winkendick. „Sie fressen nur frisch geschnittenen Bambus.“ Pro Panda hat das Unternehmen eine halbe Tonne in der Woche zu liefern.

„Diese Pandas sind ein riesiger Publikumsmagnet“, erzählt Stephanie Winkendick. „Die Besucher stehen in Dreierreihen davor und werden durchgeschleust. Jeder Zoodirektor sagt, durch Pandas steige die Zahl der Besucher so stark an, dass sich die hohen Kosten einspielen würden.“ Neben dem Bambus beginnt das Kamp-Lintforter Unternehmen gerade Eukalyptusbäume anzubauen. „Der Direktor des Duisburger Zoos hat mich gefragt, ob wir Eukalyptusblätter für Koalas liefern können“, sagt Winkendick. „Denn bisher wurden die Blätter aus Florida eingeflogen. Weil Air Berlin nicht mehr den Transport sponsert, verdoppelten sich für den Zoo die Kosten.“ So begann auch die Erfolgsgeschichte mit dem Bambus. Zurzeit läuft die Produktion an, wiederum in Asten, diesmal aber in einem Gewächshaus von 3000 Quadratmetern Fläche.

geschrieben von PETER GOTTSCHLICH

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Niederrhein, NRZ
Bambus für Bao Bao
24. Januar 2008 | 21:57 Uhr

ZOO. Reiner Winkendick aus Kamp-Lintfort besorgt nicht nur Futter für Panda-Bären, sondern gestaltet auch naturnahe Gehege.

KAMP-LINTFORT. Was der Bauer nicht kennt, das frisst er bekanntlich nicht. Und ein Pandabär erst recht nicht. Die schwarz-weißen Riesen aus dem Reich der Mitte sind wählerische Esser. Die Zoos in Berlin und Wien können ein Lied davon singen. Und bei Reiner Winkendick anrufen. Der 47-Jährige besorgt von seinem Kamp-Lintforter Keller aus telefonisch den passenden Bambus für die Bären und weitere exotische Pflanzen.
Eine knifflige Sache, denn auf dem Speiseplan der Pflanzenfresser stehen oft bis zu zehn verschiedene Bambusarten. Und wehe, eine davon ist nicht frisch. Oder die Mischung stimmt nicht. Weil eine Bambus-Art gerade blüht und abstirbt. Dann wird der Bär „Bao Bao“ in Berlin aber böse. Und Winkendick ist gefragt. „In solchen Fällen müssen wir versuchen, eine ähnliche Pflanze zu finden“, erklärt der Fachmann. Da hat er die Qual der Wahl. Bekannt sind über 180 Arten. Dabei hilft sein Fachwissen, das er sich als Pflanzenhändler und Zoo-Gartenbauer angesammelt hat: Wer weiß denn schon, dass Oleander für Pferde, Tabak aber für Giraffen giftig ist?Kein Tabak für die GiraffeMit der Gestaltung der heimischen Voliere hat es angefangen, heute geht er bei allen Zoos in Deutschland ein und aus. Für das Menschenaffenhaus im Münchner Tierpark Hellabrunn hat er zum Beispiel die tropischen Großpflanzen besorgt, für Berlin liefert er Bärenfutter und in Gelsenkirchen gestaltete er die Erlebniswelt Alaska mit.
Das Schwerste war, einen Fuß in die Tür zu bekommen: „Alles andere hat sich ergeben. Die Szene ist klein und übersichtlich. Wir laufen uns oft über den Weg“, erklärt der studierte Ingenieur.
Geholfen hat ihm aber ein Trend: „Die Zoos gehen verstärkt dazu über, weniger Arten zu halten, diese dafür aber in naturnaher Umgebung zu präsentieren“, sagt der Kamp-Lintforter. Der Löwe im Käfig mit gefliestem Boden hat ausgedient, stattdessen wollen die Direktoren heute die afrikanische Schattenakazie, unter der die majestätischen Löwenmännchen in freier Wildbahn gerne gerne liegen. Doch die natürliche Umgebung lässt sich nicht immer einfach nach Mitteleuropa transportieren. Die afrikanische Akazie ist nämlich nicht winterhart. „Wir haben lange gesucht, bis wir eine ähnliche Art gefunden haben.“
Für den Heidelberger Zoo hat Winkendick die Bepflanzung eines Geheges angelegt, das Tiger inmitten der ortsüblichen Bambusstauden zeigt. „Selbst ein so auffällig gezeichnetes Tier kann in seiner natürlichen Umgebung oft verschwinden“, erklärt er.Ein Dschungel zum VersteckenEs geht im Zoo aber nicht nur um die Vier-, sondern auch um die Zweibeiner. „Die werden immer erlebnisorientierter“, betont Winkendick. Das sollte auch die Gestaltung der Anlagen berücksichtigen. Ein schönes Beispiel sei das Fossa-Gehege in Duisburg. Auf verschlungenen Pfaden werde der Besucher in eine madegassische Dschungellandschaft hineingeführt, um dort die Raubkatze zu entdecken. Der erwünschte Nebeneffekt: „Der dahinter liegende Wirtschaftshof des Zoos wird durch die Bepflanzung versteckt.“ In alle Welt hat ihn sein Beruf mittlerweile geführt: Von Alaska über Thailand bis ins entlegene Tasmanien. Und überall besichtigt er Zoos. Sein Lieblingstiergarten steht in Singapur. „Einfach überwältigend, diese tropische Vielfalt.“ Doch die stärkste emotionale Bindung hat Winkendick natürlich an den Niederrhein: „Den Duisburger Zoo habe ich als Kind besucht, da habe ich begonnen, dort gehe ich immer wieder gerne hin.“

geschrieben von MARKUS PETERS